Kyrie eleison


Jochen Kleppers geistliche Liedtexte erweisen sich im Nachhinein nicht nur als der wichtigste Teil seines schriftstellerischen Werkes; sie nehmen auch einen vorderen Platz im kirchlichen Liedschaffen des vorigen Jahrhunderts ein. Enthielt das Evangelische Kirchengesangbuch EKG (1950) schon drei seiner Liedtexte, so sind es im Evangelischen Gesangbuch EG (1993) bereits zwölf; im katholischen Gotteslob GL (2013) haben sechs seiner Lieder Aufnahme gefunden.

Jochen (Joachim Georg Wilhelm) Klepper, am 22. März 1903 in Beuthen/Oder in einem Pfarrhaus geboren, studiert Theologie, bricht aber das Studium 1928 aus persönlichen Gründen kurz vor dem Examen ab. Er sucht publizistische Tätigkeiten und heiratet 1931 in Breslau standesamtlich die verwitwete Jüdin Johanna Stein-Gerstel, welche zwei Töchter in die Ehe einbringt. 1932 zieht Klepper nach Berlin, wo er bei Presse und Rundfunk bessere Arbeitsmöglichkeiten findet.

Doch 1933 beginnt die nationalsozialistische Terrorzeit; er wird wegen seiner nichtarischen Ehe aus den öffentlichen Ämtern verbannt und verlegt sich auf die schriftstellerische Arbeit. Kurz nach seinem großen Erfolg (Der Vater) wird er 1937 aus der Reichsschrifttumskammerausgeschlossen, was einem Schreibverbot gleichkommt.

Im Auftrag des Eckart-Verlages schreibt er seit 1935 geistliche Liedtexte; er führt diese Tätigkeit mit einer Sondergenehmigung fort. 1938 erscheint der Gedichtband „Kyrie” mit 16 Texten, 1939 eine 2. Auflage mit weiteren Texten, 1941 sind es 29. Doch da ist Klepper bereits zum Kriegsdienst an der Ostfront einberufen, aus dem er freilich nach 10 Monaten als „wehrunwürdig”
wieder entlassen wird. Der älteren Tochter gelingt noch vor Kriegsausbruch 1939 die Ausreise nach England; für die zweite Tochter kommen alle Bemühungen zu spät. Am11. Dezember 1942 geht Jochen Klepper mit seiner Frau Hanni und der Tochter Renate in den Tod.

Kleppers Texte reflektieren mit großem Ernst die schlimmste Zeit unserer Geschichte; damit stellen seine Texte für uns Überlebende und Nachkommen ein dauerhaftes Mahnmal dar. Dank der befreienden Kraft der Frohen Botschaft enthalten sie aber auch so überschwängliche Gedichte wie das Hochzeitslied „Freuet euch im Herren allewege”, die fröhlichen Himmelfahrts-, Pfingst- und Reformationslieder, die lebensnahen Texte zu den Tageszeiten oder das allgemeingültige Geburtstagslied, die schlichten Tauf- und Konfirmationslieder und das zuversichtliche Silvesterlied „Ja, ich will euch tragen”, das sich als Alterslied verbreitet hat.
Welcher Reichtum erwuchs uns aus Kleppers Not!
Manfred Schlenker



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 VS 4038 



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