Beschreibung
Von Nähe und Distanz zu Bach zugleich sind die Vertonungen der poetischen Kommentare von Carola Moosbach zu den sechs Kantaten des Bachschen Weihnachtsoratoriums geprägt. In jeder der vier- bis neunminütigen, einsätzigen Kompositionen wird deutlich vernehmbar auf motivisches Material der sechs Kantaten Bachs Bezug genommen, und zwar stets auf Material der Eingangschöre, im zweiten Teil auf Material der Sinfonia, des Chorals „Brich an, du schönes Morgenlicht“ und des Schlusschorals. Die Bezugnahme geschieht weder destruktiv, so dass nur noch Trümmer übrig blieben, noch affirmativ im Sinne der Bekräftigung unreflektierter, zur Routine erstarrter Weihnachtsfreude. Der mitreißende Schwung der Musik Bachs wird vielfach gebrochen, ins Stocken gebracht, aber nicht um ihn komplett zu negieren, sondern um die Aufmerksamkeit auf Zwischentöne, auf das Nebeneinander von „Hell“ und „Dunkel“ zu lenken, das für die Weihnachtsbotschaft zentral ist. Mein Wunsch ist es, dass durch Text und Musik der poetischen Kommentare auch Bachs Weihnachtsoratorium wieder unmittelbarer und lebendiger zu uns spricht: nicht als ein von festlichem Trompetenglanz und pastoraler Innigkeit geprägtes, inhaltlich entleertes, alljährlich wiederkehrendes „Weihnachtsevent“, sondern als ein aktuelles Werk, das uns etwas angeht. Dabei werden auch zentrale Elemente der Weihnachtsgeschichte berücksichtigt, die sonst gern ausgeblendet und von anheimelnder Weihnachtsidylle übertüncht werden: etwa die Themen „Obdachlosigkeit“ und „Flucht“, die leider nichts von ihrer bedrückenden Aktualität verloren haben.
Kirchenmusiker und Veranstalter, die die Poetischen Kommentare aufführen wollen, können beim Komponisten (www.drude.info) eine kostenlose CD mit der Einspielung der Kantaten anfordern.