Musica – ein himmlischer Tantz


Der Titel dieses für die Praxis aus der Gesamtausgabe der Werke von Michael Praetorius zusammengestellten Oratoriums "Musica – ein himmelischer Tantz" geht auf ein Akrostichon-Gedicht von Luthers Freund und musi­kalischem Ratgeber Johann Walter zurück. Die Anfangsbuchstaben der Zeilen ergeben das Wort MUSICA:

M usik ist ein gewunden Krantz
U nd gleich ein himmelischer Tantz,
S üßiglich jede Stimme singt,
I n Freuden zu der andern springt,
C oncordia und Charitas,
A us Freud sich herzen, halten Maß.
(aus "Der Musica Testament und letzter Wille samt allen ihren Stimmen" von Johann Walter)

Die irdische Musik als Abbild und Vorgeschmack der Musik und des Tanzes der Engel – diese alte Vorstellung führte zur Idee der Auswahl: Den vokalen Werken gehen Tänze aus der Sammlung „Terpsichore" von Praetorius voraus, die in Tonart und Taktart dem folgenden Stück verwandt sind. Sie können in der Aufführung als Barocktänze von einem Paar getanzt werden.
Michael Praetorius, 14 Jahre vor Heinrich Schütz 1571 in Kreuzberg, Thüringen geboren, besuchte als Sohn eines lutherischen Pfarrers die Torgauer Lateinschule. Sein Vater war noch Schüler Johann Walters gewesen. In dieser Tradition wuchs der junge Praetorius auf und ging nach Abschluss der Schule als Student und Organist nach Frankfurt an der Oder. In Groningen im Harz stand er als Organist und Kapellmeister in Diensten des Heinrich Julius von Braunschweig. 1612 trat er die Nachfolge von Thomas Mancinus als Hofkapellmeister in Wolfenbüttel an, wo er auch 1621 starb.
Der Titel seines Hauptwerks "Musae Sioniae" weist daraufhin, dass die Musen für ihn nicht mehr auf dem griechischen Berg Parnass wohnen, sondern sich nun nach christlich-barocker Vorstellung auf dem Berg Zion angesiedelt haben. Praetorius hat in diesem neunteiligen Werk in 1244 Nummern das protestantische Kirchenlied auf konzertante bis schlicht vierstimmige Art bearbeitet.
Die biblische Beschreibung der Kapelle des Königs David in 1. Chronik 15 lieferte ihm die Begründung für die prächtige Mehrchörigkeit und den freien Einsatz von Instrumenten in der Kirche trotz aller reformierten, calvinistischen Bedenken. Die Instrumentierung ist von Praetorius nicht genau festgelegt, sondern konnte je nach vorhandenen Möglichkeiten variiert werden. Blockflöten, Gamben, Zinken, Posaunen, Krummhörner, Dulziane und verschiedene Generalbassinstrumente, kurz, das ganze zeitgenössische Instrumentarium stand damals Praetorius zur Verfügung. Ebenso lässt sich das Werk aber auch mit modernen Instrumenten realisieren. Die Instrumentierung kann so den jeweiligen Möglichkeiten angepasst werden. Im Textteil ist ein Besetzungsvorschlag mit historischem Instrumentarium angegeben. Schlagwerk (Tambourin, Schellenkranz, etc.) ist bei den Tänzen ad libitum einsetzbar.
Das etwa einstündige „Oratorium" ist von einem guten Laienchor ohne weiteres zu bewältigen. Außerdem können Vokalsolisten eingesetzt werden. Jeder Einzelsatz kann für sich verwendet werden. So lässt sich das Oratorium auch als Sammlung von zunächst einzeln einstudierten Stücken allmählich zusammensetzen. Bei den Kantionalsätzen kann eventuell die Hörergemeinde die Strophen mitsingen.
Die Musik von Praetorius zeugt von seiner Musikbegeisterung. Von seinem Erfurter Freund Michael Altenburg ist der Ausspruch von Michael Praetorius überliefert: "Ja die Musik wird sogar noch immer höher steigen und so hoch kommen, bis entlichen der fröliche jüngste Tag sich herbeynahet, da sie dann der himmelischen und engelischen Music gleich werde."
Hans-Peter Braun


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x    Partitur | VS 6598 | 15.00 EUR


x    Chorpartitur (Ringbindung) | VS 6598/01 | 5.00 EUR


x    Instrumente | VS 6598/02 | 5.00 EUR


x    Generalbass | VS 6598/03 | 5.00 EUR



 VS 6598 



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