Geistliche Chorlieder


Von Jugend an waren die Klavierwerke Robert Schumanns meine steten musikalischen Begleiter, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn ich sie nun zum Ausgangspunkt einer Sammlung von Geistlichen Chorgesängen mache (vornehmlich die „Kinderszenen“ und das „Album für die Jugend“), so ist dies als Referenz an jene wunderbare Musik zu verstehen. Das originale kompositorische Material fand dabei in ganz unterschiedlicher Weise Verwendung. Nähe und Ferne zu den jeweils im Titel angegebenen Klavierstücken ist somit von Stück zu Stück ganz unterschiedlich. Vom lediglich textierten, im Original als „Choral“ überschriebenen Satz (Freu dich sehr, o meine Seele), bis hin zur umfangreichen Weiterspinnung der oft aphoristisch knappen Miniatur (Himmel, Erde, Luft und Meer) sind zahlreiche Ausformungen vertreten.

Allen Liedern gemeinsam ist die spezielle Instrumentation (Chor in Begleitung von Orgel und/oder Harfe), sowie die Unterlegung mit Liedtexten aus dem Evangelischen Gesangbuch. Die Harfe fügt dem eher flächigen Klang der Orgel eine rhythmisch-impulsive Ergänzung hinzu. Außerdem lassen sich mit diesem Instrument besonders die in den Schumannschen Originalwerken häufig vorkommenden Akkordbrechungen adäquat umsetzen.

Schumann selbst schrieb einmal zu Felix Mendelssohn Bartholdys „Liedern ohne Worte“ sinngemäß, dass sie zum Dichten anregen könnten. In meinen Geistlichen Chorgesängen wende ich dies auf geeignete Werke aus Schumanns eigenem Schaffen an. Besonders in seinen Klavierwerken ist ja eine von ihm selbst vielfach beschworene außermusikalische Meta-Ebene wirksam. Für sie passende Worte zu finden, schien mir eine sehr reizvolle Aufgabe zu sein.

Die Textauswahl mag jedoch zunächst verwundern. Warum keine romantischen Gedichte aus der Schumann-Zeit? Warum diese bekannten, aus einem völlig anderen Kontext stammenden Kirchenlieder, welche zudem noch in enger Symbiose mit ihren Originalmelodien leben? – Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Zusammenführung dieser zunächst heterogen erscheinenden Komponenten imstande ist, etwas ganz Neues hervorzubringen: Die für heutige Menschen weitgehend überpersönlich wirkenden Choraltexte können im Gewand der speziellen romantischen Tonsprache ein zwar auf Anhieb überraschendes, jedoch unmittelbar berührendes Innenleben entfalten. Das lyrische Potenzial der Musik kristallisiert sich andererseits gewissermaßen an den mit ihr verbundenen Texte ebenfalls auf unerwartete Weise. Es empfiehlt sich, die Geistlichen Gesänge zunächst ohne einen Seitenblick auf die ihnen zugrunde liegenden Klavierwerke singend und hörend auf sich wirken zu lassen und nicht vorschnell den Vergleich anzustellen. Das „Unsagbare“ der romantischen Musik eröffnet auf diese Weise den altbekannten Kirchenliedern neue Erfahrungshorizonte und ist imstande, sie mit neuem Leben zu füllen.

Bei der Aufführung der Stücke ist darauf zu achten, dass die Harfe stets als gleichwertiger Partner der Orgel wahrgenommen wird. Die Registrieranweisungen sind prinzipiell einzuhalten, können aber im Einzelfall farbig erweitert werden. Falls keine Harfe zur Verfügung steht, kann der Part notfalls auch von einem Klavier übernommen werden. Die Tempoangaben sind, auch wenn sie von den Schumannschen Originalen abweichen, bindend.

Bernd Stegmann



x    Partitur | VS 6720 | 11.00 EUR


x    Chor | VS 6720/01 | 6.00 EUR


x    Harfe | VS 6720/02 | 5.00 EUR


x    Orgel | VS 6720/03 | 8.00 EUR



 VS 6720 



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